Das Porsche-Angebot im Modelljahr 1992: Eine Ära des Übergangs und der Innovation
Das Modelljahr 1992 markierte für Porsche eine spannende Phase, in der die Marke sowohl ihre traditionsreichen Modelle weiterentwickelte als auch neue Wege beschritt. Inmitten wirtschaftlicher Herausforderungen und eines sich wandelnden Automobilmarktes präsentierte Porsche eine Modellpalette, die sowohl die treue Fangemeinde ansprach als auch neue Käuferschichten anlockte. Dieser Artikel wirft einen Blick auf die Porsche-Angebote des Modelljahres 1992, die sich durch technische Raffinesse, sportliches Design und eine Prise Exklusivität auszeichneten.
Porsche 911 (Typ 964): Evolution eines Klassikers
Der Porsche 911, intern als Typ 964 bezeichnet, war auch 1992 das Herzstück des Porsche-Programms. Seit seiner Einführung 1989 hatte sich der 964 als moderner Nachfolger der klassischen 911-Reihe etabliert, mit einem Mix aus Tradition und Innovation. Für das Modelljahr 1992 bot Porsche mehrere Varianten an, die unterschiedliche Fahrertypen ansprachen.
- 911 Carrera 2 und Carrera 4: Die Basis des 964-Angebots bildeten die Carrera-Modelle mit einem 3,6-Liter-Sechszylinder-Boxermotor, der 250 PS leistete. Der Carrera 2 war heckgetrieben, während der Carrera 4 mit Allradantrieb ausgestattet war – eine Neuheit, die seit 1989 verfügbar war und dem 911 zusätzliche Stabilität und Vielseitigkeit verlieh. Beide Modelle waren als Coupé, Cabriolet oder Targa erhältlich und boten die Wahl zwischen einem Fünfgang-Schaltgetriebe und der innovativen Tiptronic-Automatik, die Porsche 1990 eingeführt hatte.
- 911 Turbo: Ein Highlight im Modelljahr 1992 war der 911 Turbo, der nun mit einem überarbeiteten 3,6-Liter-Turbomotor ausgestattet war. Dieser leistete 320 PS und verlieh dem Turbo eine beeindruckende Dynamik, die ihn zu einem der begehrtesten Sportwagen seiner Zeit machte. Der Übergang vom 3,3-Liter-Motor des Vorgängers zum neuen Aggregat reduzierte das Turboloch und verbesserte die Fahrbarkeit – ein klares Zeichen für Porsches Streben nach Perfektion.
- 911 America Roadster: Als exklusive Neuheit für den nordamerikanischen Markt führte Porsche den 911 America Roadster ein. Dieses limitierte Cabriolet-Modell mit Turbo-Optik (breitere Kotflügel, Turbo-Bremsen und -Fahrwerk) basierte auf dem Carrera 2 und verband offenes Fahrvergnügen mit sportlicher Eleganz. Nur etwa 250 Stück wurden produziert, was ihn zu einem seltenen Sammlerstück machte.
- 911 Carrera RS: Für Puristen und Motorsport-Enthusiasten brachte Porsche 1992 den Carrera RS auf den Markt, zunächst nur in Europa. Inspiriert vom legendären 911 Carrera RS 2.7 von 1973, war dieses Modell eine leichte, heckgetriebene Variante mit 260 PS, die auf Basis des Carrera-Cup-Rennwagens entwickelt wurde. Mit reduziertem Gewicht (dank Aluminiumhaube und dünnerem Glas) und einem strafferen Fahrwerk war der RS ein kompromissloses Fahrerauto.
Porsche 968: Der Neue im Programm
Neben dem 911 führte Porsche im Modelljahr 1992 den 968 ein, der als Nachfolger des 944 auf den Markt kam. Der 968 war mehr als nur ein Facelift – mit über 80 % neuen oder überarbeiteten Komponenten markierte er einen deutlichen Schritt nach vorn. Er wurde in zwei Karosserievarianten angeboten: Coupé und Cabriolet.
- Technische Highlights: Der 968 war mit einem 3,0-Liter-Vierzylinder-Motor ausgestattet, der 240 PS lieferte – damals der stärkste Serien-Vierzylinder der Welt. Dank eines variablen Ventilsteuerungssystems (VarioCam) bot er eine beeindruckende Kombination aus Leistung und Effizienz. Das Fahrzeug wurde im Porsche-Werk in Zuffenhausen produziert, nachdem die Fertigung vom Audi-Werk in Neckarsulm zurückverlegt worden war.
- Zielgruppe: Mit einem Preis von etwa 45.000 bis 50.000 US-Dollar (je nach Markt) positionierte Porsche den 968 als erschwinglichere Alternative zum 911, die dennoch den typischen Porsche-Charakter bewahrte. Er sollte sowohl bestehende 944-Kunden ansprechen als auch neue Käufer von Konkurrenzmarken gewinnen.
Porsche 928 GTS: Der letzte Gran Turismo
Das Modelljahr 1992 brachte auch eine bedeutende Entwicklung für den Porsche 928, der als luxuriöser Gran Turismo seit 1977 im Programm war. Mit der Einführung des 928 GTS im späten 1991 (als Modelljahr 1992 in Europa, ab Frühjahr 1992 als 1993er-Modell in Nordamerika) erreichte die Baureihe ihren Höhepunkt.
- Merkmale: Der 928 GTS war mit auffällig breiteren hinteren Kotflügeln, einem 5,4-Liter-V8-Motor mit 350 PS und einem serienmäßigen Schaltgetriebe ausgestattet (die Automatik war optional). Das Modell bot eine perfekte Balance zwischen Langstreckenkomfort und sportlicher Performance.
- Abschied: Der GTS war die letzte Evolution des 928, da die Produktion 1995 eingestellt wurde. Für 1992 symbolisierte er Porsches Fähigkeit, auch im oberen Segment Innovationen zu setzen.
Fazit
Das Porsche-Angebot im Modelljahr 1992 spiegelte den Wandel wider, den die Marke zu dieser Zeit durchlebte. Der 911 (Typ 964) festigte seinen Status als Ikone mit neuen Varianten wie dem Turbo und dem America Roadster, während der 968 eine moderne Alternative für Einsteiger bot. Der 928 GTS rundete das Programm als luxuriöser Gran Turismo ab. In einer Zeit, in der Porsche mit wirtschaftlichen Unsicherheiten kämpfte, bewies das Modelljahr 1992, dass die Marke ihre Kernwerte – Leistung, Design und Fahrfreude – nicht aus den Augen verlor. Heute gelten viele dieser Fahrzeuge als Klassiker, die die Geschichte von Porsche prägnant erzählen.